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Geotop: Die Pineta von Fiaiano

Koordinaten: 40°43’43,94‘‘ N; 13°56’03,47‘‘ E

 

Nahe der Ortschaft Fiaiano befindet sich mit der Pineta ein eindrucksvoller kleiner Pinienwald. Hier kann man noch hautnah erleben, wie ein äußerst fruchtbarer Boden das Gedeihen einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt bedingt. Denn dieser Boden ist erst etwa 700 Jahre alt!

 

So erreichen Sie die Pineta von Fiaiano

Die Pineta befindet sich im nördlichsten Teil der Gemeinde Barano d'Ischia, nahe des Ortsteils Fiaiano (Abbildung 1). Sie ist erreichbar mit der Buslinie 6. Hierbei steige man an der Endhaltestelle "Fiaiano Parcheggio Capolinea" aus. Einer der Eingänge findet sich direkt am Parkplatz.

Den anderen Eingang findet man, wenn man der Straße "Via Giuseppe Garibaldi" in nördlicher Richtung für ca. 20 Meter hangabwärts folgt. Dann wende man sich nach rechts und folge der Via Montagna für ca. 150 Meter hangabwärts in östlicher Richtung. Hier findet sich rechterhand der Haupteingang, am "Ischia Adventure Park" (Abbildung 2).

Dort eröffnet sich ein gut ausgebautes Wegenetz mit allerlei interessanten Felsformationen und einer reichhaltigen Tier- und Pflanzenwelt. Die Pineta ist kostenlos begehbar.

Was Sie erwartet

Die Pineta ist eine kleine Parkanlage unmittelbar südöstlich von Fiaiano. Dieser nahezu kreisrunde Park wurde in dem rund 200 Meter großen Krater eines Vulkans angelegt. Dieser Vulkan hört auf den Namen „Arso“ und ist der jüngste Vulkan der Insel Ischia.

Seinen Namen verdankt dieser Park den vielen Pinien, die dort ab 1839 angepflanzt wurden. Zwischen den Pinien und den Felsen aus rauher Lava finden Sie jedoch auch eine große Vielfalt aus anderen, ganz besonderen Pflanzen. Dies macht die Pineta zu einem einzigartigen Geotop, in dem man das Zusammenwirken von Mensch, Boden, Vulkan und Natur beobachten kann.

 

 

Der jüngste Vulkan Ischias entsteht

 

Der Boden in der Pineta besteht aus äußerst fruchtbaren Schlacken und Laven, die bei dem letzten Vulkanausbruch auf Ischia entstanden sind (Abbildungen 3, 4 und 5). Damals, im Jahre 1302, brach der Vulkan Arso aus. Man vermutet, dass unter Ischia eine alte Magmakammer besteht, die mit kühlem, kristallreichem, und deshalb sehr zähflüssigem Magma gefüllt ist. Dann stieg unter dem Arso frisches, dünnflüssigeres Magma auf. Beide Magmen reagierten miteinander und lösten die Eruption aus. Angekündigt wurde die Eruption durch mindestens ein starkes Erdbeben.

Vor der Eruption muss es an der heutigen Stelle des Arso bereits einen etwa 100 Meter hohen Hang gegeben haben. Möglicherweise existierte gar ein Vorläufer-Krater, der bei einem explosiven Vulkanausbruch etwa 700- 500 Jahre vor dem Arso gebildet wurde.

Begonnen hat alles mit einer ersten, hoch explosiven Phase. Dabei entstand im Gebiet der heutigen Pineta ein etwa 200 Meter großer Krater. In dieser Phase, die vermutlich nur wenige Stunden oder Tage anhielt, wurden schwarze Schlacken und weiße Bimssteine ausgeworfen.

Die Lava kommt

Nach kurzer Zeit beruhigte sich der Vulkan etwas, und glutflüssige Lava begann, in den Krater einzuströmen. Die Lava sammelte sich im Krater zu einem brodelnden Lavasee. Der Pegel des Lavasees im Krater stieg langsam an, bis der östliche Kraterrand erreicht war. Der Lavasee überstieg den Kraterrand und entsandte einen Lavastrom.

Dieser Lavastrom floss zunächst in östlicher, dann in nördlicher Richtung, und erreichte zwischen dem Fährhafen Ischia Porto und dem Castello Aragonese das Meer. Er bedeckte eine Fläche von fast zwei Quadratkilometern. Das sind etwa 250 Fußballfelder. Es floss so viel Magma aus, dass man damit etwa 3.000 olympische Schwimmbecken randvoll füllen könnte. Der Lavastrom hat eine mittlere Dicke von etwa 15 Metern. Anwohner, die damals in den dortigen Niederungen lebten, flüchteten sich auf das nahe gelegene Castello Aragonese.

Diese Phase, in der Lavaströme flossen, dauerte etwa zwei Monate. Damit dauerte diese Phase bedeutend länger, als die erste Phase mit den Bimsen und Schlacken. Daraufhin stellte der Vulkan seine Tätigkeiten ein – und die Lava erkaltete. Große Teile der heutigen Insel-Hauptstadt „Ischia“ wurden auf den erkalteten Lavaströmen des Arso erbaut.

 

Der napoletanische König und die Pinien

Mitten auf dem erkalteten Lavasee des Arso wurden ab dem Jahre 1839 durch den napoletanischen König Federico II. Schirmpinien angepflanzt (Abbildung 5). Auch im Stadtgebiet von Ischia wurden Parks angelegt. Diese langen, aber schmalen Parks wurden direkt auf der 700 Jahre alten Lava des Arso angelegt.

 

Ein Kamm aus Lava

Der Boden des Pinienwaldes besteht aus einem so genannten „Lavakamm“ aus rauher A’a-Lava. Lavakämme entstehen, wenn sich an der Oberfläche eines Lavasees oder Lavastroms durch Abkühlung bereits eine starre, feste Kruste gebildet hat. Unter dieser Kruste ist die Lava hingegen noch immer heiß und flüssig. Wenn nun diese Lava fließt, so wird die erstarrte Kruste darüber aufgerissen. Bewegt sich die Lava noch weiter, so wird die Kruste zu scharfkantigen Lava-Blöcken  zusammengeschoben. Diese scharfkantigen Lavablöcke bilden den Lavakamm – und erreichen sowohl in der Pineta, als auch in den Parks auf dem Lavastrom, teils mehrere Meter Höhe (Abbildungen 3, 4 und 6).

Dieser Lavakamm ist sehr rau, weshalb auch der Name „A’a-Lava“ zustande kommt. Wenn man nämlich barfuß über diese Lava läuft, so stößt man unweigerlich einen „A’a“-Schrei aus.

 

Warum Lava fruchtbar ist, aber trotzdem lange nichts darauf wächst

Nachdem ein Vulkan ausgebrochen ist und einen Lavastrom entsendet hat, dauert es meist sehr lange, bis darauf eines Tages die ersten größeren Pflanzen oder Bäume wachsen können. Zwar ist das Gestein wegen seiner "frischen und unverbrauchten" Minerale äußerst fruchtbar. Aber der Baum kommt mit seiner Wurzel nicht hinein. Also muss erst einmal eine Reihe aus verschiedenen Primärpflanzen kommen, die auf diese raue Umgebung spezialisiert sind, und die das Gestein aufbereiten. Und dies ist ein sehr langwieriger Prozess…

Spezialisten

Zu diesen Pflanzen zählen Moose, Flechten, Farne, Gräser, Ginster und Pilze. Diese Spezialisten können mit ihren feinen Wurzeln selbst in die kleinsten Poren eindringen und das Gestein aufbereiten. Einige ganz spezielle Pflanzen können sogar chemische Verbindungen an der Wurzelspitze abgeben und das Gestein so aufbereiten. Die Überreste dieser Pflanzen bilden auch einen ersten, wertvollen Humusboden.

Sobald ausreichend Humus-Boden vorhanden ist, können sich auch große Pflanzen oder Bäume mit den Wurzeln am Untergrund festhalten (Abbildung 5).

Je wärmer und feuchter das Klima, desto besser

Neben den Primärpflanzen spielt auch die Verwitterungsrate eine Rolle, denn die Verwitterung trägt auch zur Zerkleinerung und Aufbereitung von Gesteinen bei. Je poröser die Lava ist, und je wärmer und regenreicher das Klima, desto schneller wirken beide Prozesse. Auf Ischia haben wir einen heißen, trockenen Sommer und einen milden, regenreichen Winter. Das heißt, dass Bodenbildungsprozesse auf Ischia im Vergleich zu Deutschland ein wenig schneller verlaufen (aber deutlich langsamer als beispielsweise in den regenreichen Tropen mit Monsun).

Die rauhe A'a-Lava des Arso hat eine gewisse Porosität. Das heißt, es gibt kleine Poren und Risse in der sonst eigentlich kompakten, harten Lava. Dies gilt insbesondere für die scharfkantigen Lava-Blöcke. Dank der Poren und Risse im Gestein können die Primärpflanzen den nackten Fels schneller besiedeln. Und auch der Verwitterung durch Regenwasser ist die Porosität des Gesteins nicht hinderlich. Denn das Wasser kann durch die Risse und Poren hindurch tief in das Gestein eindringen.

Berichten nach wuchsen auf der Lava des Arso bis etwa 1850 keine Bäume. Also vermochten es sowohl die Primärpflanzen, als auch die Verwitterung nicht, die Lava des Arso in diesen etwa 550 Jahren genug aufzubereiten. Die Landschaftsplaner von König Federico II. mussten also Bodenpflege betreiben, um die Schirmpinien auf der harten Lava des Arso anpflanzen zu können.

 

Eine einzigartige Pflanzengemeinschaft

 

Dank der extrem fruchtbaren Böden gedeihen nicht nur Schirmpinien, sondern auch zahlreiche andere Pflanzenarten (Abbildung 7). Hierzu gehören Kamillen, Lavendel, Oregano, Minzen, Alpenveilchen, verschiedene Lauch- und Kleesorten, sowie Lupinen. Ferner finden sich auch Färberröten, Efeu-Sommerwurz, Zaunwinden und Echter Zungenstendel (eine wilde Orchideen-Sorte).

Vom Atem der Vulkane

Auch in der Pineta gibt es Fumarolen. Diese Fumarolen zeugen davon, dass die vulkanischen Prozesse unter Ischia noch nicht ganz erloschen sind. Ihre warmen Öffnungen sind allerdings schwer zu finden - bis auf eine Ausnahme. Denn über der warmen Öffnung von einer dieser Fumarolen hat man eine kleine Sauna gebaut. Diese Sauna können Sie im südöstlichsten Teil der Pineta finden und sich dort entspannen. Bitte legen Sie sich jedoch nicht auf den Boden, denn Fumarolen können - neben ihrem Hauptbestandteil "Wasserdampf", auch geringere Mengen CO2 enthalten.

Es gibt spezielle Zeigerpflanzen wie den Schwertfarn „Nephrolepsis Cordifolia“, die bevorzugt in der Nähe von Fumarolen wachsen (Abbildung 8).

Da die Fumarolen den Boden erwärmen, kann man an den Fumarolen auch das exotische Zypergras Cyperus alternifolius finden (Abbildung 9).

Wenn Sie mehr über diese vulkanischen Ausdünstungen erfahren möchten, so können Sie sich gern hier darüber informieren.

Die Pineta als Ort der Entspannung und der Ruhe

Die Pineta ist ein fantastisches Naherholungsgebiet, um dem Alltagsstress zu entfliehen. Sie liegt abseits der großen Touristenströme und ist daher ein wahrer Geheimtipp im Hinblick auf Ruhe, Ausgeglichenheit und Naturschönheit. Ferner können Sie an den vielen Aussichtspunkten im Park den Blick über das Castello Aragonese, die Nachbarinseln Vivara und Procida, sowie den Golf von Neapel schweifen lassen. Mit etwas Glück und bei guter Sicht sehen Sie sogar in der Ferne den Vesuv (Abbildung 10).

Aber auch, wenn Sie sich eher sportlich betätigen möchten, können Sie dies in der Pineta tun. Angefangen von einem großen Klettergarten über Ziplining bis hin zu Joggen im Grünen: dies alles ist in der Pineta möglich.

Resümee

Die Pineta ist ein fantastisches Kleinod am Rande der Gemeinde Ischia. Denn, dank der vergangenen Aktivitäten des jüngsten Vulkans der Insel, hat sich hier eine einzigartige Gemeinschaft aus verschiedensten Tieren und Pflanzen gebildet. Verschiedenste Vögel zwitschern, Eidechsen laufen über den Weg, Riesen-Bienen summen vorbei und Käfer suchen sich ihren Nektar. Mit viel Glück kann man sogar eine Zornnatter entdecken. Diese sind allerdings so scheu, dass man sie nicht fotografieren kann.

Die wunderbare, etwas poröse und – dank der vielen Minerale – sehr fruchtbare Lava des Arso bietet die perfekte Nährgrundlage für diese einzigartige Lebensgemeinschaft. Während Sie zwischen den schroffen Felsen aus erkalteter Lava hindurchwandern können, können Sie ganz in Ruhe die reichhaltige Natur, die entspannende Ruhe und die fantastischen Aussichten genießen.

Wenn Sie mehr über den Vulkanismus und die Geologie dieser einzigartigen Insel erfahren möchten, so besuchen Sie gern unsere Webseite. Hier können Sie auch geführte Wanderungen mit geologischem Personal buchen. Wenn Sie sich indes eher für die Kultur, oder die Thermalwässer Ischias interessieren, so können Sie sich hier darüber informieren.

 

QUELLEN:

 

BÖRNER, H.; IACONO, N.; IL QUADRANTE TEAM (2002): Der Ischia und Capri Tip. - In: IACONO, M.; DI COSTANZO, F. (eds.): Il Quadrante S.r.l. Turismo d'Ischia, 216 S.

 

MEDWENITSCH, W. (1966): Zur Geologie der süditalienischen Vulkane. Exkursionsführer. - In: MITTEILUNGEN der Geologischen Gesellschaft in Wien, 59. Band, Heft 1, Wien, 120 S.

 

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https://doi.org/10.1007/BF01164495

 

SBRANA, A.; BIAGIO, G.; CUBELLIS, E.; FACCENNA, C.; FEDI, M.; FIORIO, G.; FULIGNATI, P.; GIORDANO, F.; GIUDETTI, G.; GRIMALDI, M.; ITALIANO, F.; LUPERINI, W.; MARIANELLI, P.; TOCCACELI, R. M. (2011): Carta Geologica della Regione Campania, scala 1:10000, Foglio 464 Isola di Ischia, Note Illustrative, aree emerse. - In: Regione Campania, Assessorato Difesa del Suolo. LAC Firenze, 216 pp.

https://www.isprambiente.gov.it/Media/carg/note_illustrative/464_Ischia.pdf

 

SBRANA, A.; MARIANELLI, P.; PASQUINI, G. (2018): Volcanology of Ischia (Italy) - In:  Journal of Maps, 14:2, 494-503.

https://doi.org/10.1080/17445647.2018.149881

 

SCHMINCKE, H.-U. (2004): Volcanism. - In: Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York, 324 Seiten.

ISBN: 3-540-43650-2

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